#MoTcast
motcast #82
082: Von Hierarchie zur Holokratie - Die FREITAG Transformationsstory
Pascal Dulex
082: Von Hierarchie zur Holokratie - Die FREITAG Transformationsstory
Ein spannendes Experiment: Kann eine Organisation ohne klassische Hierarchie funktionieren? Wie sieht das in der Praxis aus? Und wenn ja, wie gelingt die Transformation von der Hierarchie zur Holokratie? Pascal Dulex von FREITAG Taschen hat die Rolle des Organisationsentwicklers und Creative Directors in einer der innovativsten Designfirmen der Welt. Er hat die Transformation erlebt, mitgestaltet und er entwickelt sie mit über 200 Mitarbeitern am Schweizer Standort in Zürich weiter. Im MoTcast Talk mit Audiograf Ingo Stoll gewährt er ehrliche Einblicke in die Transformationsstory der FREITAG labs AG.
"Wir sind mit unserer Heterogenität das Beispiel, dass Holocracy in ganz vielen Unternehmen möglich ist."
Jetzt den MoTcast hören und abonnieren!
Höre dir diese Episode im Webplayer auf dieser Seite oder auf folgenden Streaming-Diensten an:
|
Und abonniere den MoTcast im Podcastdienst deiner Wahl, um keine Folge zu verpassen:
Wenn du noch keine App zum online und offline Hören von Podcasts hast, dann findest du hier einige Empfehlungen für Android und IoS. Suche dort dann einfach nach "MoTcast" oder nutze den Link zum RSS-Feed: https://neuwaertsfmtransformer.libsyn.com/rss.
Über Pascal Dulex
Nach Stationen im Bereich Public Affairs in der Schweiz und in England stieß Pascal Dulex 2010 zu FREITAG. Zuerst leitete er als Brand Manager die Kommunikationsgeschicke, dann verantwortete er als Head of Innovation die Produktentwicklung. Nach einem organisatorischen Befreiungsschlag der Firma beschäftigen ihn heute in seiner Rolle als Culture Coach vorrangig der heilige Gral der Unternehmenskultur und die strukturelle Weiterentwicklung des Züricher Paradelabels in Sachen Nachhaltigkeit.
Holokratie (Holakratie)
Wikipedia sagt: "Holokratie (auch Holakratie) (Kompositum nach altgriechisch ὁλός, holos‚ vollständig, ganz und κρατία, kratía‚ dt. -kratie, Herrschaft; im Englischen mit Lautangleichung: „Holacracy“) ist eine von dem Unternehmer Brian Robertson aus Philadelphia (USA) in seiner Firma Ternary Software Corporation entwickelte Systemik, die Entscheidungsfindungen „mit durch alle Ebenen hindurch gewünschter Transparenz und partizipativen Beteiligungsmöglichkeiten“ in großen Netzwerken und vielschichtigen Unternehmen eine günstige Struktur gibt." (mehr dazu auf Wikipedia)
Zitate und Statements aus der Sendung
"Es geht um mehr als Taschen. Eigentlich geht es um die großen Fragen im Leben - insbesondere die ultimative Suche nach dem Glück. Deshalb haben wir zum 25jährigen Jubiläum von FREITAG eine Stelle ausgeschrieben, die genau das machen soll, nämlich den Executive Vice Pleasident for Global Happiness."
"Wir begegnen uns quer durch das Unternehmen auf Augenhöhe. Das spiegelt sich irgendwann dann auch in der Organisationsstruktur."
"Wir haben ein Grundvertrauen gegenüber Menschen, dass sie Gutes wollen."
"Unser Book of Principles ist eine Anleitung zur Diversität."
"Ich muss nicht den Anschein erwecken, ich sei makelos. Im Gegenteil: Ich zeige alles, was mich auszeichnet - als Tasche, als Mensch und als Organisation."
"Wenn man FREITAG als Person auffassen würde, dann wäre sie 'slightly fucked-up'. Das ist ein Mutmacher für Leute und sagt 'Ich darf ein bisschen anders sein'."
"Wir sind auf einer organisatonalen Reise, auf der wir uns immer noch befinden."
"Irgendwann kam die Größe und die Expansion in verschiedene Märkte. Unsere Antwort auf die daraus erwachsenden Herausforderungen war: 'Wir brauchen Spezialisten. Die Generalisten aus der Anfangszeit sind nicht mehr genug'. Das hat dann dazu geführt, dass wir verschiedene Silos gebaut haben und eine Geschäftsleitung aus lauter Alphatieren."
"In der Geschäftsleitung wurden oft Entscheidungen gefällt, ohne dass man dafür die kompetenteste Person war oder das kompetenteste Gremium."
"Sehr viel Energie ging in die permananete Reorganisation. Und meistens hat man danach gedacht 'So ganz perfekt ist das jetzt immer noch nicht'."
"Wir sind immer daran gescheitert, das perfekte Organigramm zu bauen."
"Wenn eine Stadt wächst und sich verdoppelt, steigt ihre Produktivität um 15 Prozent. Bei Unternehmen hat es meist den gegenteiligen Effekt. Deshalb haben wir uns am Bild einer Stadt orientiert."
"Bei der Frage der Lohntransparenz haben wir gesehen, dass nichts dabei herauskommt. Das ist verschwendete Zeit - das lassen wir."
"Als wir die Geschäftsführung abgeschafft haben, war klar, dass trotzdem Entscheidungen getroffen werden müssen. Wir haben dazu alle Protokolle der Geschäftsleitung des letzten Jahres nach Cluster-Themen ausgewertet und den gesamten Dienstagmorgen im Unternehmen geblockt, um in Workshops mit allen genau zu diesen Themen zu arbeiten."
"Es ist vorher immer klar, welche Themen verhandelt werden. So kann jeder aus deiner 'Stadtsicht' überlegen: 'Braucht's mich da?'. Und auch wenn ich nicht hingehen, weiß ich, dass ich am nächsten Tag die Informationen habe."
"Es gab zu Beginn die Befürchtung: 'Dann sitzen alle in irgendwelchen Meetingräumen und keiner arbeitet'. Das war überhaupt nicht so. Das hat sich durch die Reflexion 'Hat sich das jetzt gelohnt?' total schnell reguliert und eingependelt."
"Zu den Process Consultation Meetings am Dienstagmorgen lädt man die Rollen ein, von denen man glaubt, die können mich am besten beraten."
"Unsere drei größten Herausforderungen in der Transformation waren: 1. Das Vermitteln des neuen Bildes an die Leute und der Umgang mit Veränderung, 2. Die ganzen ungelösten Fragen 'Wie machen wir das?' und 'Wie lange halten wir das aus?', 3. Das bedingungslose Commitment der Eigentümer."
"Es ist nicht so, dass die gesamte Geschäftsleitung gesagt hat 'Wie geil!'."
"Die Diskussionen und internen Streits in der ersten Veränderung (Abschaffung der Geschäftsleitung) haben uns viel Kraft und Energie genommen. Deshalb haben wir bei der Einführung der Holokratie ganz bewusst mit einer externen Agentur gearbeitet, die uns viel Druck genommen hat. Diese neutrale Instanz konnte dann auf alle Fragen aus unserer kritischen Sichtweise antworten."
"Es braucht das bedingungslose Commitment der Owners."
"Ich behaupte, dass uns der Zwischenschritt (der Stadt als neues Organigramm) vorbereitet hat. Hätten wir den nicht gehabt, wäre der Sprung ins unbekannte Wasser noch krasser gewesen."
"Wenn ich heute auf den Schritt zu Holacracy zurückblicke, dann frage ich mich immer 'Ja gut, Holocracy hat das Betriebssystem und ein Setup, das ich überehmen kann', aber es fordert von allen Beteiligten einen gewissen Level an Maturität."
"So funktioniert Holocracy: Holocracy begreift ein Unternehmen als eine Ansammlung von Handlungen, die getan werden müssen, damit das Unternehmen funktoniert und sich entwickwelt. Jede Rolle hat einen Daseinszweck, der sich nach dem Unternehmenszweck ausrichtet. Es gibt ein Cluster von Rollen (Kreise), die zusammenarbeiten und zusammen funktionieren müssen."
"Eine hierarchiefreie Organisation ist ziemlicher Quatsch. Die braucht es, damit Entscheidungen getroffen werden. Aber es gibt bei Holocracy keine persönlichen Hierarchien."
"Es geht bei Holocracy immer darum, dass die Energie einer Person, die etwas erreichen möchte, geschützt wird. Es gibt keine Möglichkeit, diese Idee einfach Kraft Hierarchiestufe zu blockieren."
"Es gab erst kürzlich wieder große Veränderungen im Organigramm. Es gab völlig neue Kreise, aber die Leute sind total relaxed damit umgegangen."
"Holacracy ist gut für Unternehmen, die Austausch schätzen. Es fördert den Wissens- und Erfahrungsaustausch über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg."
Exklusives Bonusmaterial auf newmanagement.haufe.de
Mit dem New Management Portal widmet sich Haufe einer breiten Themenvielfalt aus dem Bereich New Work. Allen voran „Business Transformation“, „Change Management“, „Agilität“ und „Digitalisierung“. Menschen, die Organisationen transformieren, finden hier visionäre Impulse, inspirierende Geschichten und exklusive Insights für das Management der Zukunft. Registrierte Nutzer können ihren Lieblingsthemen folgen und bekommen somit genau die passenden Inhalte für ihre Interessen. Außerdem können sie sich mittels Lesezeichen ihre ganz eigene Mediathek erstellen.
Ihr findet die Antworten von Pascal Dulex auf die folgenden Bonusfragen von Chefredakteur Christoph Pause exklusiv auf newmanagement.haufe.de:
1. Macht Euch Holacracy innovativ oder Innovation holokratisch?
2. Was wäre wirtschaftlich anders, wenn ihr nicht holokratisch wärt?
3. Wieso machen Eure Leute da mit? Also, was trägt am meisten dazu bei, dass Holocracy angenommen wird?
Links zur Sendung
- Die offizielle FREITAG Website
- Die Suche nach dem Executive Vice Pleasident for Global Happiness bei FREITAG
- "Die Sache mit dem Chef" - toller Artikel der NZZ von 12/2016 über den Schritt der Abschaffung der Geschäftsleitung bei FREITAG
- Holacracy.org - Holacracy is a customizable self-management practice for organizations
- Von der Faser zur F-abric - Zwanzig Jahre nachdem Markus und ich alten LKW-Planen neues Leben gegeben haben, hat FREITAG ein für sich völlig neues, biologisch abbaubares Textil erstellt, welches in Europa produziert wird.
- Vertrauen schaffen mit Beyond Leadership: Aufteilung in Zweier- oder Dreiergruppen und Übung «connect». Konzeptbeschreibung von Matthias Möllerneyauf hrtoday.ch.
- Eine Liste Schweizer Holacracy Firmen
Mein Dank gilt Pascal Dulex für eine exklusive Tour durch die FREITAG Welt der Designtaschen und ehrliche Einblicke in die eigene Transformation. Wir werden uns in Zürich wiedersehen - garantiert!
Jetzt den MoTcast hören und abonnieren!
Höre dir diese Episode im Webplayer auf dieser Seite oder auf folgenden Streaming-Diensten an:
|
Und abonniere den MoTcast im Podcastdienst deiner Wahl, um keine Folge zu verpassen:
Wenn du noch keine App zum online und offline Hören von Podcasts hast, dann findest du hier einige Empfehlungen für Android und IoS. Suche dort dann einfach nach "MoTcast" oder nutze den Link zum RSS-Feed: https://neuwaertsfmtransformer.libsyn.com/rss.